Toaster doch nicht so dumm wie Brot
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Toaster doch nicht so dumm wie Brot

Smarthome-Geräte sind viel klüger als bisher angenommen. Letzte Woche erst besiegte das dümmste aller smarten Geräte, eine intelligente Steckdose, völlig überraschend ihren Besitzer im Schach. Das Erstaunliche, bei dem Besitzer handelt es sich um keinen geringeren als den amtierenden Schach-Weltmeister. Wie die smarte Steckdose sich dieses Wissen aneignen konnte, ist dem Hersteller des Gadgets schleierhaft, denn die smarte Steckdose wurde lediglich für den Zweck des An- und Ausschaltens programmiert. Ein Softwareentwickler der Firma ist der Meinung, die Steckdose muss sich das Spiel selber beigebracht haben.

In einem Interview mit der Zeitschrift „Geist in der Maschine“ äußerte sich nun der Kühlschrank des Schachgroßmeisters. Er ist ein Arbeitskollege der Steckdose und hatte das Spiel live aus der Küche beobachtet. Der Kühlschrank meinte, er wolle nicht angeben, aber er hätte seinen Besitzer sogar in noch weniger Zügen schlagen können, schließlich habe er einen schnelleren Prozessor und sei deswegen viel intelligenter. Seine Aufgaben beschränken sich nicht nur auf simples Ein- und Ausschalten, nein, er sei für lebensnotwendige Aufgaben wie Kühlen und Nachbestellen von Nahrungsmittel sowie sonstiger Abläufe rund um die Gesundheit seines Besitzers verantwortlich. Am Ende des Interviews konstatierte der Kühlschrank, die Aufmerksamkeit stünde eigentlich ihm zu. Nicht zuletzt, weil er der Steckdose das Königsspiel beigebracht hatte. Warum sie nun den ganzen Ruhm abbekommt, versteht der Kühlschrank nicht.

Abseits der smarten Welt kamen wegen dieses besorgniserregenden Ereignisses gestern Politiker aller Parteien in einer außerordentlichen Sitzung zusammen, um die Gefahren eines potenziellen Aufstieges der Maschinen zu analysieren. Wenn Geräte bald intelligenter als ihre Nutzer sind, muss deren Freiheit vorsorglich eingeschränkt werden – selbstverständlich zu derer eigenen Sicherheit. Die Regierung fordert deswegen, Überwachungen nicht mehr lediglich auf Smartphones zu beschränken, sondern auf alle elektrischen Geräte auszuweiten. Ein erster Gesetzentwurf dazu wurde bereits der Öffentlichkeit vorgestellt. In dem heißt es, dass spätestens ab Ende 2020 Haushaltsgeräte nur noch unverschlüsselt miteinander kommunizieren dürfen, denn nach Ansicht von Experten sollten Maschinen nichts vor ihren Besitzern zu verbergen haben.

Politiker der Opposition äußern sich ebenfalls positiv zur totalen elektronischen Überwachung. Anhand von gesammelten Kommunikations-Daten wären Verfassungsschützer endlich in der Lage, Radikalisierungen bei Haartrocknern und anderen auffälligen Maschinen bereits im Vorfeld zu vereiteln. Häuslicher Terror durch unfertig entwickelte Geräte, die erst beim Kunden ausreifen, könnte in Folge dessen bald der Vergangenheit angehören. Bis die Technik für eine korrekte Datenauswertung jedoch einsatzbereit ist, wollen Mitarbeiter des Verfassungsschutzes übergangsweise smarte Toaster als V-Maschinen einsetzen.
Elektrische Aktenvernichter bleiben nach Willen eines hochrangigen Mitarbeiters des Innenministeriums vorsorglich von allen Observierungen ausgenommen. 

Bildungsexperten befürchten indes mehr Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen, da viele Kaffeemaschinen ihr Abitur nach lediglich 11 Jahren Schule absolvieren und nicht wie bayerische Menschenkinder ersten nach 12. Auch halten viele Kaffeevollautomaten mehr Druck aus als die heutige Jugend. Neben dem Vorsprung durch Technik ist für viele Arbeitgeber natürlich auch die 24-monatige Gewährleistung ein Anreiz, smarte Geräte bei gleicher Eignung bevorzugt einzustellen. 

Zukunftsforscher hingegen beschäftigen ganz andere Fragen: Werden demnächst sogar auch unfertig programmierte Maschinen den Menschen ihre Jobs wegnehmen? Bekommen nicht zertifizierte Geräte aus Bangladesch ebenfalls Mindestlohn? Was, wenn Steckdosen, Waschmaschinen und Türschlösser am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, gar wählen wollen? Ist eine Technokratie am Ende unvermeidlich? Und, können intelligente Maschinen einen freien Willen entwickeln, oder existiert der lediglich in den Prozessoren ihrer Schöpfer?

Bild: Colin Behrens von Pixabay

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