Heute schauen wir zurück auf das Orakel von Delphi und fragen uns verwundert, wie konnten die Bürger Griechenlands damals nur so dumm sein und auf das Geschwätz reinfallen?
In 2000 Jahren werden die Menschen wiederum zurückblicken auf unsere Zeit und sich verwundert fragen, wie konnten die Bürger Deutschlands damals nur so dumm sein und auf das Geschwätz von Experten reinfallen?
Warum aber muss erst viel Zeit vergehen, bis wir erkennen?
Mit den Ratingagenturen hat der Verfall begonnen. Sie haben uns glauben lassen, ohne ihre Einschätzungen sind wir nicht überlebensfähig. Der Experte war geboren und schließlich wurde die Schar der Allwissenden immer größer. Jedes noch so stumpfsinnige Thema braucht inzwischen einen eigenen Experten. Denn ohne sie verstehen wir nichts. Zumindest nicht mehr vollumfassend. Das ist die neuste Erkenntnis von Experten.
So kam es, dass ich letztens nicht mehr rechtzeitig zum Einkaufen kam. Kein Fachmann weit und breit, der mir zeigen könnte, wie ich meine Schnürsenkel binden soll. Wo sind sie nur die Experten, wenn ich sie mal brauche?
Erschwerend kommt hinzu, dass wir immer mehr verblöden, weil wir das Denken auslagern. Vielen Dank, Google. Hmmm, …. brauchen wir am Ende also doch mehr Experten? Achtung, hier entsteht gerade ein Paradoxon!
Experte ist momentan ein gern verwendeter Begriff. Dieser lässt sich aber beliebig austauschen durch Wissenschaftler, Professor, Fachmann oder was auch immer. Dabei spielt es keine Rolle, wie der Allwissende heute, morgen oder übermorgen betitelt wird, so lange dem unmündigen Bürger nur klar ist, ohne ihn kann / darf er nichts mehr wissen. Somit hatte Sokrates Recht. Der Bürger weiß, dass er nichts (mehr) weiß.