Gern und viel schwadronieren unsere Politiker über Freiheit. Doch in ihrer heuchlerischen Beschränktheit kann die lediglich in der Ukraine verteidigt werden. Dafür mit wirklich viel Wumms. Die Freiheit des Journalismus ließen unserer Politiker hingegen bedenkenlos in einer fernen Gefängniszelle verrotten. Also die von Julian Assange. Und trotzdem ist gestern das Undenkbare geschehen.
Julian Assange ist frei. Endlich. Nach 1901 Tagen darf er heim nach Australien, als freier Mann. Aber er ist schuldig. Schuldig eines Verbrechens, das es so in einer Demokratie - die übrigens das letzte Mal im Kosovo verteidigt wurde - nicht geben dürfte.
Julian Assanges Freilassung war kein Akt selbstloser Demokraten, vielmehr war es ein Gefangenenaustausch. Julian Assange kam frei, dafür wurde der unabhängige Journalismus inhaftiert. Denn mit seinem Schuldeingeständnis wurde ein Präzedenzfall geschaffen, kritische Berichterstattung zu kriminalisieren. Das Exempel ist statuiert. Nun gibt es kein Zurück.
Es ist eine Niedertracht, wie in diesem Fall eine Freiheit gegen eine andere eingetauscht wurde. Dieses Vorgehen wirft in einer Demokratie unweigerlich die Frage auf, wie viel Kritik ist überhaupt noch möglich, ohne straffällig zu werden? Das wird die Zukunft zeigen. Doch der Weg geht klar in eine Richtung. Wie lange kann die marode vierte Säule dieses System noch stützen, bevor sie endgültig in Trümmern liegt? Mit jedem weiteren Tag verkümmert unsere Freiheit zu einer leeren Worthülse, genauso wie Journalismus, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Menschenrechte, EU, Solidarität und viele andere Ideale.
Liebe Politiker, es ist an der Zeit, die Freiheit auch endlich mal im eigenen Land zu verteidigen. Nicht nur mit Worten, mit Taten! Das statuierte Exempel muss umgestürzt und die vierte Säule stabilisiert werden, sodass sie nicht eines Tages umfällt, weil ein Hund dagegen pisst.
Wir wollen frei sein. Doch irgendwie gelingt es uns nicht.
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