Voll beseelt
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Voll beseelt

Sind wir im Denken wirklich weiter als die Menschen zu Aristoteles’ Zeiten – oder nur besser im Schönreden? Er nannte den Sklaven damals noch ein „beseeltes Werkzeug“.
Wie verwerflich!
Zweitausend Jahre Weiterentwicklung später heißen diese Werkzeuge „Mitarbeitende“, „Team-Member“, gar „Leistungsträger“. Schöne Worte, aber in der Bilanz sind sie lediglich eine Kostenstelle.

Der Unterschied: Früher wurden Sklaven zur Arbeit gezwungen – mit brutaler Gewalt. Heute unterschreiben Angestellte Verträge und nennen das „Freiheit“. Doch sie verkaufen ihre Zeit – nicht, weil sie wollen, weil sie müssen – mit brutaler Freiwilligkeit.
Der 40-Stunden-Pakt: Geld gegen Arbeit. Als wäre das ein fairer Deal und nicht der schlichten Tatsache geschuldet, dass Geld in dieser modernen Gesellschaft so lebenswichtig ist wie Luft zum Atmen. Im System „Betrieb“ sind Angestellte selbstverständlich keine Sklaven mehr; sie sind Produktionsmittel, fein säuberlich erfasst in Excel.

Damit Angestellte nicht merken, wie brutal dieser Deal ist, wird er in Empathie verpackt: Team-Events, Obstkorb, Feelgood-Strategie, „Wir sind wie eine Familie“. Achtsamkeitskurs gegen Stress, nachdem der Stress von den Bossen aufoktroyiert wurde. Gewinnbeteiligung? Für die meisten Fehlanzeige – beteiligt wird man vor allem an der Belastung. Das angebliche Interesse am Wohlbefinden ist selten menschlich, meistens schlicht betriebswirtschaftlich-funktional: In diesem System gilt: Ein angestelltes Werkzeug, das sich „gesehen“ fühlt, läuft ruhiger, länger und störungsfrei. Empathie ist das Schmiermittel.

Moderne Angestellte sind die Premium-Version von Aristoteles’ Ideal – Arbeiter mit Personalnummer und stiller Hoffnung, dass ihre Seele irgendwo doch noch vorkommt. Sie sollen glauben, Arbeit sei Selbstverwirklichung und Ausdruck ihrer Freiheit. Während sie Woche für Woche nur eins tun: sich selbst verkaufen – für ein klein bisschen Geld und eine Illusion von Sicherheit. Die Arbeitswelt hat sich vom Denken der Sklaverei nicht gelöst – sie hat dieses Denken nur buchhalterisch modernisiert. Weiterentwickelte Werkzeuge: Menschen als temporäres Anlagevermögen, 40-Stunden-Eigentum des Chefs – aber hey, immerhin mit Vertrag.


Illustration: GPT-5 / OpenAI

Darf‘s a bisserl mehr sein?

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