Entschuldigung

Vor kurzem las ich ein Interview mit den beiden Winklevoss-Brüdern, die seit Jahren im Rechtsstreit mit dem Facebook-Gründer Mark Zuckerberg liegen (im Juni 2011 gab es endlich eine Einigung). In dem Teil des Interviews, der für mich ausschlaggebend war, ging es darum, dass der Missmut der Zwillingsbrüder Tyler und Cameron gegenüber Zuckerberg viel geringer ausfallen würde, wenn dieser sich für sein vermeintliches Fehlverhalten entschuldigen würde oder entschuldigt hätte. Man unterschätze den Effekt von Entschuldigungen, meinten die beiden Ruderer.

Dies veranlasste mich dazu, ähnliche Konstellationen in meinem Umgang mit anderen zu reflektieren. Auch ich entschuldige mich seit Jahren fast immer für Dinge, die ich nicht ganz korrekt umgesetzt oder gesagt habe (dies tue ich allerdings nur für diejenigen Fehler, die ich SELBST verschuldet habe. Ich entschuldige mich weder für Untugenden anderer noch lasse ich mir deren Übertretungen „unterjubeln“. Auch übernehme ich keine Verantwortung für andere Menschen und halte für sie auch nicht meinen Kopf hin.) Der Effekt einer Entschuldigung, die ehrlich gemeint und mit Reue mitgeteilt wird, ist frappant.  
So wie meine Entschuldigungen (nach meinem persönlichen Eindruck zu urteilen) auf andere wirken, solch eine Erfahrung machte ich vor kurzem selber:

Ich sollte zur Punkt vollen Stunde Ware abholen und war 10 Min. zu früh. Im  Telefonat mit dem Geschäftspartner teilte mir dieser mit, dass er sich 10 Min. verspäten würde (also 10 Min. nach der vollen Stunde am vereinbarten Ort ankommen werde). Daran hielt er sich auch. An dieser Stelle ist zu bemerken, dass ICH diejenige war, die zu allererst einmal zu früh und er selbst eigentlich nur 10 Min. zu spät war, was sich im allgemeinen im normalen Bereich des Zuspätkommens befindet. Als wir uns trafen, entschuldigte er sich mehrere Male (nach meinem Ermessen ehrlich) für seine verspätete Ankunft. Schon das Bewusstsein, dass ihm eine kleine Verspätung im Umgang mit Kunden überhaupt aufgefallen war, vermittelte mir einen sehr guten Eindruck.

Wenn doch nur mehr Menschen im Umgang mit anderen auf kleine Fehler achten würden und sich ehrlich – aber nicht übertrieben – dafür entschuldigten, würden unzählige Leute besänftigter durch die Gegend wandeln.
Müßig zu erwähnen, dass es sich bei meinem Geschäftspartner um einen ausländisch-stämmigen Mitbürger handelte. Diese sind (nach meiner Erfahrung im In- und Ausland) viel geschulter, wenn sie an sich eine Übertretung feststellen und sind somit weniger gehemmt, sich auch ehrlich zu entschuldigen. Zweifelsohne kann man einwerfen, dass der Geschäftspartner kundenfreundlich sein möchte und er einen zufriedenen Kunden beabsichtigt, der ihn  weiterempfiehlt. Aber wen kümmert´s? Er hat sich entschuldigt und mir ging es gut. Aus welchen soziologischen Gesichtspunkten das geschah, interessiert mein glückliches Inneres keinen Deut.

Darf‘s a bisserl mehr sein?

Wir benutzen Cookies
Wir verwenden auf NONrelevant ein paar Cookies, um Ihr Nutzerverhalten besser verstehen zu können. Das machen wir selbstverständlich nur, damit wir unser Angebot für Sie laufend optimieren können.

Sollten Sie uns aber unter keinen Umständen helfen wollen, unser Angebot ausschließlich für SIE zu verbessern, dann können Sie die Tracking-Cookies gerne ablehnen.

Mehr Informationen über das Sammeln Ihrer Daten, finden Sie in der Datenschutzerklärung.