Musik (und meist noch mehr) liegt in der Luft

Noch bis vor wenigen Jahren gab es in einigen ausgewählten Kaufhäusern eine leise musikalische Berieselung aus den Lautsprechern. Dies sollte (laut Forschungsergebnissen – keine Ahnung, wie DIES erforscht worden ist) die Kauflaune der Besucher erhöhen. Mittlerweile dröhnt es in den Geschäften penetrant aus sämtlichen Verstärkern, hört der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel beim nebenstehenden Pubertierenden die neuesten Schlager rauf und runter (noch dazu in immens schlechter Qualität) und wird jener in einigen Stadtbussen gar mit Corporate Publishing - TV behelligt.

Der künstlerisch/kulturelle Bereich, in dem ich unter anderem tätig bin, war ursprünglich lärmfrei. Es gab nur den Künstler – und meine Vorgängerinnen. Keine Musik, kein Gerede, keine elektronische Ablenkung in jeglicher Weise.
Dies ist nun anders. In der zivilisierten Welt möchte man die Errungenschaften der elektronischen Musik nutzen, um die Kreativität zu fördern – so meine Einschätzung. Genau weiß ich es nicht, denn ich selbst kann mich bei im Hintergrund dudelnder Musik nur schlecht auf meine Arbeit konzentrieren.
Vor kurzem fragte ich mich bei einer solchen Gelegenheit (bei der ich durch bassorientierten Beat sowieso nicht ganz bei der Sache war), wozu die Musik, die man schon nicht mehr als Hintergrundmusik bezeichnen konnte, überhaupt gespielt werde. Um die Kreativität anzuregen, ist ein Lied für ca. 10 Anwesende viel zu einschränkend, und nicht alle können dabei ihrer gesamten Phantasie freien Lauf lassen. Dafür benötigt jeder seine eigenen Kopfhörer samt individueller Musikauswahl. Wenn die Musik aber nur als Hintergrundgedudel läuft, warum wird sie überhaupt gespielt?
Ich kam ins Grübeln....
Kann es sein, dass die heutige „zivilisierte Welt“ immer etwas benötigt, was sie nicht zur Ruhe oder zum uneingeschränkten Konzentration kommen lässt? „Bloß keine Stille, das wäre ja furchtbar, dann käme ich auf dumme Gedanken...“, wurde mir des Öfteren mitgeteilt. Aha! Je stiller es ist, desto mehr atmet der Geist, desto mehr muss sich jeder mit den eigenen Gedanken und dem, was dahintersteckt, auseinandersetzen. Und das versetzt den zivilisierten Menschen in Stress. Kreative Ruhe kennen viele nicht mehr, und wenn ich (selten, aber es kommt dennoch vor) darum bitte, die Musik auszustellen, schauen mich die Anwesenden, die meist viel älter sind als ich, an, als käme ich aus einer anderen Galaxie.
Wie kann sich jemand auf eine Sache VOLL konzentrieren, wenn er doch so immens abgelenkt werden kann durch derartige Außeneinflüsse?
Dann möchte ich lieber zur sogenannten „unzivilisierten Welt“ zurückkehren (obwohl ich wiederum auch nicht verstehe, was dort unzivilisiert sein soll. Dass sie keinen Strom haben? Halleluja! Das wäre in diesem Fall phantastisch.) Dort würde mich nur z.B. das Brüllen des Löwen von meiner Konzentration ablenken. Und das hat bekanntlich noch keinem geschadet – höchstens sehr wachsam gemacht.

Darf‘s a bisserl mehr sein?

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