Ausgabe 33/2019 Humanismus lohnt

Ausgabe 33/2019 Humanismus lohnt

Super-Reicher hat Schnauze endgültig voll. Seine Smarthome-Geräte funktionierten selbst nach dem letzten großen Versprechen auf Besserung immer noch nicht einwandfrei. Er will nun wie in den guten alten Zeiten, wieder vermehrt auf Bedienstete setzen. In einem Interview mit der Zeitschrift „Geld arbeitet effizienter“ meinte er, sogar vor Kurzem eingereiste Immigranten ohne Kenntnisse der Landessprache führten seine Befehle besser aus als diese angeblich smarte Sprach-Erkennungssoftware. Andere Vermögende wollen seinem Beispiel folgen. Sie finden eine Rückbesinnung auf Diener aus der Dritten Welt nicht nur voll sozial, sondern auch total umweltbewusst.

Soziales Engagement ist voll IN. Aber Spenden allein reichen heutzutage nicht mehr aus, um Barmherzigkeit öffentlichkeitswirksam zur Schau zu stellen. Und deswegen wollen Super-Reiche arme Menschen ab sofort noch nachhaltiger unterstützen. Aus Sicht der Vermögenden gehe das am Besten, wenn hungernde Menschen aus Entwicklungsländern als Bedienstete bei ihnen daheim als „Angestellte“ arbeiteten. Auf diese Weise geben Super-Reiche vielen Armen nicht nur einen Job, sondern vor allem auch Hoffnung. Schließlich kann der Traum, vom Tellerwäscher (Diener) zum Millionär zu werden, in den kapitalistischen Industrienationen viel effizienter geträumt werden. (*)

Aber auch den letztlich eingeführten Klimawandel nehmen viele Reiche jetzt so richtig ernst. Geländewagen, Privatflieger und Jachten lediglich mit erneuerbarer Energie zu betanken, reicht einfach nicht aus, um die Zerstörung des Planeten abzuwenden. Andere Rohstoffe müssen ebenfalls geschont werden. Insbesondere Geräte mit seltenen Erden, denn egal wie smart sie auch sein mögen, am Ende ihrer Lebenszeit sind sie Elektroschrott, das abhängig vom Grad der Frustration immer früher eintritt. Menschliche Haushaltshilfen sind da nachhaltiger. Sie brauchen keine Lithium-Akkus und sind in den meisten Fällen zu 100% biologisch abbaubar (**).

Findige Import-Export Spezialisten haben den altruistischen Trend erkannt. Sie wollen ihr Portfolio möglichst schnell erweitern. Illegal „Eingereiste“ sind in der Anschaffung zwar günstig, aber dennoch teurer als smarte Geräte. Deswegen muss der Service perfekt sein. Um konkurrenzfähig zu bleiben, gewähren Import-Export Spezialisten deswegen auf alle humanoiden Helfer lebenslange Garantie auf Tüchtigkeit. Bei nicht selbst herbei geführten Schäden werden sie innerhalb von 24 Stunden ausgetauscht. Darüber hinaus können alle Bediensteten bei Nichtgefallen binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen zurückgegeben werden.

 

(*) Die Chancen, vom Tellerwäscher zum Millionär zu werden, gelten für Teilnehmer über 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen. Die Chancen auf Erfolg stehen bei 1:1.349.204.848
(**) Voraussetzung zur 100% biologischen Abbaubarkeit: Arbeiter, die im Heimatland zur Herstellung von Produkten für Industrieländer keinen giftigen Substanzen länger als zwei Jahren durchgehend ausgesetzt wurden.

Hinweis der Redaktion:
Dieser Text wurde nach bestem Wissen und allen Regeln des Euphemismus (Neudeutsch: Framing) erstellt. Der Text verzichtet deswegen bewusst auf das Wort „Sklave“! Wenn böse Worte nicht ausgesprochen werden, existieren sie folglich auch nicht und verschwinden nach und nach aus unserem Bewusstsein. Positiv denken hilft! Alles ist gut!
Dieser Artikel enthält auch Reichen-Bashing. Hier kommt jedoch nicht mein persönlicher Neid zum Ausdruck, sondern einzig und allein der Neid von den vielen Billiglöhner, wie z. B. Fleischverarbeiter, Paketlieferanten oder Näherinnen in Bangladesch. Ich selber bin nicht neidisch. Schließlich weiß ich ja, Reiche sind auch nur Menschen.
Sollten Sie anderer Meinung sein, können Sie mich ja haten! Die sozialen Plattformen stehen Ihnen dafür rund um die Uhr zur Verfügung.

SZ vom 23. Juni 2013: Lohnsklaven in Deutschland
ARD vom 09. Juli 2018: Europas dreckige Ernte
DW vom 21. August 2009 : Moderne Sklaverei in Deutschland

Bild: mamit2504 von Pixabay

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