Unschuldig verurteilt

ich lasse die Hand sinken. friedlich
ich schlage die Zeit nicht tot.
warum auch. sie hat mir nichts getan.
sie gehört mir nicht

Zeit, Du gehst an mir vorbei — leise.
ohne Rüstung, ohne Befehl!
bloß ein Flüstern am Rande des Tages.
Du bist Maß:
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft —
kein Dieb.

Featured

Ich liege, also bin ich!

Offenbar war ich im vorherigen Leben kein kompletter Totalausfall. Als ich nach meinem Tod vor dem großen Schreibtisch des Jenseits stand, war mir sofort klar: Ganz mies gelaufen war es nicht. Sonst hätte mich irgendeine Buchhalter-Entität mit krankhaftem Hang zur Excel-Ästhetik wohl direkt in die Hölle verfrachtet – als unbezahlter Praktikant unter der gnadenlosen Aufsicht von Dämonen in Business-Casual. Ein finsterer Abgrund, in dem der Teufel täglich endlose PowerPoint-Präsentationen über effizienteres Arbeiten und geheucheltes Teamverständnis abhält.

Featured

Selbstfindung - auch nur Algorithmus

Ich habe mal irgendwo gelesen: „Am Ende einer Reise begegnet man sich selbst.“ Fantastisch. Noch so ein sinnstiftender Weisheit. Philosophisch gesehen mag das ja voll tiefgründig und erfühlend klingen. Aber schon philosophisch betrachtet, ist das schwierig umzusetzen - in der Realität schlichtweg unmöglich. 

Diesen Satz habe ich in irgendeinem Magazin einer Fluggesellschaft gelesen, auf dem Rückweg von Kuba. Doch als Angestellter weiß ich nur allzu gut: Jede Reise, egal wie weit entfernt das Ziel schlussendlich auch war, endet in Arbeit. Später irgendwann sogar im Tod. Großartige Aussicht.

Featured

Was erlauben?

Ich komme ins Büro, wie jeden Wochentag pünktlich um acht. Plus ein paar Minuten Toleranz. Heute habe ich zwar nicht verschlafen, bin aber etwas später aufgestanden, da ich mir beim Zubettgehen bereits überlegt hatte, den ersten Kaffee nehme ich in der Firma ein. Brauch ich daheim keinen machen. Mehr Schlaf - genialer Plan.