Ausgabe 27/2019
Bild: raon20130 von Pixabay (das Foto habe ich unten und oben beschnitten)
Auswärtiges Amt gibt Reisewarnung für Mittelmeerküsten aus. Reisende sollen an Badestränden unbedingt den Kontakt mit Flüchtlingen vermeiden, die tot im Wasser treiben. In der Warnung werden Auslandsaufenthalte in Mittelmeerländer wie Tunesien zwar nicht explizit untersagt, das Ministerium empfiehlt jedoch, in den betroffenen Urlaubsregionen die von den Hotels bereitgestellten Schwimmbecken zu nutzen. Die Gefahr von ansteckenden Seuchen durch tote Flüchtlinge ist gerade zur warmen Jahreszeit sehr hoch und niemand könne mit Gewissheit sagen, wo die Toten vorher überall gewesen sind und welche Krankheitserreger sie in sich tragen. Für jene, die sich nicht abhalten lassen, dennoch im Meer zu baden, bittet das Auswärtige Amt, folgenden Hinweis zu beachten: Zu Leichen gilt es einen Mindestabstand von 30 Metern im Wasser und 5 Metern am Land einzuhalten. Für ein ungetrübtes Badevergnügen empfiehlt das Amt, bevorzugt nach Stränden Ausschau zu halten, an denen möglichst wenig Flüchtlinge tot am Strand liegen.
Damit All-inclusive-Gäste ohne Reue auch während der Flucht-Saison die vom Reiseanbieter versprochene heile Welt genießen können, stellen immer mehr Hotels vor den Sandstränden riesige Medienleinwände mit Bildern von idyllischen Küstengegenden auf. Der Ausblick vom Balkon des Hotelzimmers auf den Strand sollte zwingend so ausschauen wie im Katalog, denn das Leid der Flüchtlinge vor Ort könnte Pauschalurlauber verstören.
Welche Strand-Bilder die Touristen zu sehen bekommen, entscheidet übrigens Microsofts Bildschirmschoner per Zufall. Wie ein Hotelmanager meinte, würden die meisten Hotelgäste die Medienleinwände gar nicht bemerken. Sie wüssten eh nicht, wie die Landschaft außerhalb eines all-inclusive Hotels aussieht, da sie in der Regel die Anlage während ihres gesamten Aufenthalts nicht verlassen.
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- Geschrieben von Jochen
Ehre dem, dem Ehre gebührt!
Gestern Abend fuhr ich nach meiner Arbeit mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof. Für gewöhnlich steige ich anschließend in die Tram, doch gestern war mir nicht danach. Gestern? War das gestern? Nein, das muss vorgestern gewesen sein. Egal. Jedenfalls ging ich den Rest des Weges zu Fuß nach Hause. Ich schlenderte ohne meine Umgebung groß zu beachten entlang des Gehwegs, als der Mann vor mir plötzlich stehen blieb und sich bückte. Beinahe wäre ich ihn reingelaufen. Bin ich nämlich in Gedanken versunken, kann es zuweilen etwas dauern, bis mein Hirn wieder in Interaktion mit meiner Umwelt tritt.
Der Mann hob ein Cent-Stück auf, pustete es an und begutachtete es von beiden Seiten. Er bemerkte, dass ich ihn beobachte. Er drehte sich zu mir um, hielt mir das Geldstück unter die Nase und sagte: „So ein Glück.“ Dabei lächelte er. Ich war ob seiner Kontaktfreudigkeit verwirrt, ebenso über seine Freude wegen eines Stück Metalls. Ohne ihm zu antworten, setzte ich meinen Fußweg nach Hause fort und ließ ihn mit seiner Freude stehen. Nun war ich aus meinen Gedanken gerissen, konnte mich nicht mehr erinner, worüber ich nachgedacht hatte.
Ich versuchte, mich daran zu erinnern, aber der Mann mit seiner Münze hatte mich aus dem Konzept gebracht, mein Gedanke war weg. Ein paar Meter weiter viel mir dafür der Spruch meiner Oma ein: „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert!“ Damals habe ich den Spruch nicht verstanden, schließlich musste ich für ein Dach über meinem Kopf nicht arbeiten, bekam drei Mahlzeiten am Tag und hatte ein Fahrrad. Mehr brauchte ich nicht, ich war glücklich. „Wer den Pfennig nicht ehrt, …“. Blödsinn. Der Ausspruch ergibt heute immer noch keinen Sinn, obwohl ich inzwischen für mich selber sorgen muss. Er ist ähnlich stumpfsinnig wie so viele Sprüche, die lediglich aus hohlen Worten ohne Inhalt bestehen. „Wer essen will, muss arbeiten!“ oder „ohne Fleiß kein Preis“. Solche Second-Hand-Weisheiten sind kurz und prägen sich leicht ein. Von Kindesbeinen an werden sie uns eingetrichtert. Ein paarmal gehört und gehorsam hoch- und runtergebetet, werden sie zur unumstößlichen Wahrheit, die keiner mehr hinterfragt. Doch mit Fleiß oder gar ehrlicher Arbeit sind die Wenigsten reich geworden. Krankenschwestern, Pfleger in Altersheimen, ehrlich arbeitende Menschen können sich meist nicht mal eine Wohnung in Großstädten leisten. Daran ändert auch ihr Fleiß nichts. „Arbeite und bete“. Lebe sparsam, sei gehorsam und wenn du dich als Arbeiter ohne Widerrede daran hältst, wird irgendeine göttliche Kraft schon für Gerechtigkeit sorgen.
Wer das Kleingedruckte gelesen hat, wird feststellen, dass das selbstverständlich erst nach dem Tod gilt. Vorher müssen die Gutgläubigen mit sich selbst klar kommen, denn Gott bietet den noch Lebenden keine Soforthilfe bei Ungerechtigkeit. Das Paradis gibt es erst nach dem Tod. Geschickt! Überprüfen kann das keiner.
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- Geschrieben von Jochen
Ausgabe 26/2019
Bild: Alexas_Fotos von pixabay
Die Grünen haben auf ihrer letzten Parteisitzung festgestellt, dass sie umweltbewusste Wähler am besten mit Umweltthemen erreichen. Um sich beim Thema Klimaschutz aber nicht von anderen Parteien abhängen zu lassen, wollen sie es allen zeigen und auf der ganzen Welt der Klima-Verschmutzungen Einhalt gebieten.
Wie ein Sprecher der Grünen meinte, sei ein erster Schritt, die Schadstoffe in Kriegsgebieten (Neudeutsch: Friedenseinsatz-Gebiete) zu verringern. Der Einsatz von schweren Friedenseinsatz-Geräten sowie der Staub von zertrümmerten Gebäuden führt bei vielen Anwohnern zu erhöhter Belastung der Atemwegen. In solchen Ausnahmesituationen sei es nicht besonders human, geschwächte Überlebende zusätzlich noch mit Feinstaub aus dem Hilfsgüter-Verkehr zu belasten.
Deswegen soll nach Wunsch der Grünen der Flugverkehr in Friedenseinsatz-Gebieten verringert werden. Dafür sollen zukünftig Synergie-Effekte effizient genutzt werden. Viele Frachtflugzeuge mit Waffensendungen fliegen oftmals lediglich halb voll, Hilfsgut-Lieferungen oftmals halb leer. Sozialverbände sollen deswegen den freien Raum in den militärischen Transportflugzeugen nutzen, um ihre Carepakete bereits mit den Waffenlieferungen in die Friedenseinsatz-Gebieten zu befördern. Gebraucht werden sie in kriegsbelasteten Gebieten früher oder später eh, jedoch könnte der klimaschädliche Flugverkehr so massiv eingeschränkt werden.
Ein anderer Weg wäre es, alle Waffenlieferungen mit einer CO2-Steuer zu belegen. Friedens-Experten der Roten sehen darin keine Lösung. Waffenlieferungen unnötig teuer zu machen, schadet nur der deutschen Wirtschaft und am Ende trifft es wieder den Bürger mit Jobverlust. Es gilt der Grundsatz, was Arbeit schafft, ist sozial und die Waffenindustrie beschäftigt allein in Deutschland knapp 100.000 Menschen.
Die Nutzung solcher Synergie-Effekte ist ein guter Anfang. Die Grünen können so ihrer Wähler überzeugen, dass sie nicht nur dem Namen nach grün sind. Klima gibt es schließlich weltweit und sollte nicht nur in Gegenden geschützt werden, in denen sich Firmen Umweltzertifikate leisten können.
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- Geschrieben von Gute Seele (Jochen)
Ausgabe 25/2019 falsche Panikmache
Das Ministerium für Wahrheit hat versehentlich die falsche Panikmache veröffentlicht. Darin wird Bürgern dieses Jahr empfohlen, nicht so sehr vor Terroristen, sondern viel mehr vor Autos und Verwandten Angst zu haben. Wie aus dem irrtümlich veröffentlichten Papier hervorgeht, starben letztes Jahr wesentlich mehr Menschen bei Autounfällen und durch Gewalttaten von Familienangehörigen als durch Terroristen.
Bisher ist noch ungeklärt, wie es zu der ungewollten Veröffentlichung kam. Meinungsbereiniger des Ministeriums vermuten, dass der neue Mitarbeiter Georg O. nicht richtig in die Manipulationsmaschinerie eingelernt wurde. Hohe Vertreter des Ministeriums für Wahrheit sind nun besorgt, dass aus fehlgeleiteter Angst keiner mehr mit seinen Verwandten im Auto zum Weihnachtsmarkt fahren möchte. Dem Ministerium für Geldverschwendung gehen dadurch Steuerzahlungen in Milliardenhöhe verloren. Darüber hinaus muss das Ministerium für Wahrheit viel Zeit und Geld investieren, um das alte Feindbild wieder aufzubauen. Eine erneute Schuldenaufnahme wird nicht zu vermeiden sein.
Der große Bruder versucht indes, beruhigend auf die Bevölkerung einzuwirken, denn im Nachbarland sind 2017 fast 14.000 Menschen an Hitze gestorben, doch Angst vor Hitze hat dortzulande deswegen keiner. Nicht mal das Klima.
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- Geschrieben von Otto Dibelius (Jochen)