In Pandemiezeiten mit vermehrt digitalen Angeboten bleibt auch mir nicht viel anderes übrig, als mein Philosophie-Studium zu virtualisieren. Ein interessanter Nebeneffekt: Bei Online-Seminaren bekomme ich einen Einblick in die privaten Räume meiner Kommilitonen und wie sie gestaltet sind. Bei meinem letzten Seminar dachte ich aber, ich bin irgendwie falsch: Während ich vor meinem Alkoholschrank saß, in dem viele Flaschen zu sehen sind und eine „Kreativtafel“ mit sinnentleerten Sprüchen, sitzen die meisten meiner Studienkollegen vor enormen Bücherwänden mit philosophischer Literatur.
Mach ich da was falsch? Nö, denn ich möchte die Bildung ja im Kopf und nicht im Haus rumstehen haben.
Ich versteh das Konzept der CDU / CSU nicht so recht. Wer wird in diesem Verein nach welchen Kriterien eingestellt, befördert oder rausgeschmissen?
Jemand, der Masken zu überhöhten Preisen eingekauft hat, muss gehen, oder auch nicht. Jemand, der vor seiner politischen Karriere als Abgeordneter des Bundestages mit Lobbyarbeit für die Pharmaindustrie Geld verdiente, wird Gesundheitsminister. Jemand, der für den Untersuchungsausschuss zur Berateraffäre noch teurere Berater einstellt, um die Vorwürfe abzuwenden, Beratern zu viel gezahlt zu haben, wird EU-Sissi. Jemand, der sich an Spendeneingänge nicht mehr erinnern kann, wird Bundestagspräsident. Jemand, der aus Inkompetenz und / oder Raffgier Steuergelder in Milliardenhöhe verscheuert hat, weil er voreilig Verträge abschloss, wird zwar nicht befördert, fliegt aber auch nicht raus. Jemand, der eine klitzekleine private Party auf Kosten des Steuerzahlers veranstaltet, fliegt hochkant raus. Und jemand, der a Hund is, darf sowieso alles.
Ich blick da echt nicht durch. In so einem Arbeitsumfeld wollte ich nicht arbeiten. Immer diese Ungewissheit, ob man für eine Untat seinen Hut nehmen muss oder ein besseres Amt erhält.
Wie ich einige Posts vorher bereits vermutet hatte, scheint sich mein Verdacht nun zu bestätigen. SARS-CoV2 befällt nur Feiernde, trinkende Jugendliche, Ungehorsame, die nach 21 Uhr das Haus verlassen, alte Menschen oder Fledermäuse. Um es kurz zu machen, nur Privatpersonen, nicht jedoch Arbeitnehmer. Wie sonst ist es zu erklären, dass Politiker Berufstätigen kaum Bewegungseinschränkungen auferlegen. Zwar haben unsere Volksvertreter zwei Monate nach Beginn des harten Lockdowns endlich reagiert und eine freiwillige Pflicht zum Homeoffice eingeführt, doch kam die Regelung reichlich spät und mit vielen Ausnahmen.
Das sind wohl üppige Brüste und in Jugendzeiten einer Frau Segen und DER Hingucker - im Alter aber Fluch und Gravitationsmaterial.
(Ich schreibe das, weil ich Zeit meines Lebens den Bleistifttest wohl bestehen werde. Noch nie was von diesem Test gehört? ich helfe mit einem Link auf die Sprünge: https://de.qaz.wiki/wiki/Pencil_test_(breasts) )
Den Satz am Ende vieler Geschäfts-E-Mails kennen Sie bestimmt:
„Bitte denken Sie an unsere Umwelt, bevor Sie diese E-Mail ausdrucken!“
Ein Klassiker der digitalen Doppelmoral, oder wie man’s in Büros nennt: Nachhaltigkeits-Deko“. Meist begleitet von einem Baum-Icon, das aussieht, als hätte ClipArt einen ökologischen Selbstfindungstrip gemacht. Das digitale Feigenblatt unseres Gewissens – als würde allein der Verzicht auf ein PDF als Ausdruck die analoge Welt retten.
Da hat mir doch heute ein Tesla-Fahrer* voller Stolz erzählt, er fahre jetzt bereits schon seit sieben Jahren elektrisch.
Ich antwortete darauf: „Das ist doch gar nix. Ich fahr schon seit fast 44 Jahren elektrisch und das sogar tatsächlich umweltfreundlich. Mit Zug, Straßen- und U-Bahn!“
* Es handelt sich hierbei nicht um Werbung für den amerikanischen Erfinder Thomas Edison und schon gar nicht für die gleichnamige Marke von Elon Musk, der tonnenschwere E-Autos baut. Der Hinweis auf Tesla ist rein zufällig und dem Wahrheitsgehalt dieses Bonmots geschuldet. Es gibt selbstverständlich noch viele weitere Hersteller, die vorgeben, umweltfreundliche Autos zu produzieren, wie z. B. Hyundai, Kia, Mercedes, BMW und viele, viele andere.
Wer erinnert sich noch an die Werbung des blauen Baumarkts vor ein paar Jahren? 20% Rabatt auf alles, außer Tiernahrung.
Gilt das nun auch für Corona? Alle müssen daheimbleiben, außer Berufstätige?
Versteh ich nicht! In Bayern dürfen sich Angehörige eines Haushalts mit nur einer weiteren Person treffen. Hier bei uns im Großraumbüro jedoch sitzen mehrere Menschen aus vielen verschiedenen Haushalten kommunikativ in einem geschlossenen Raum beisammen. Ohne Maske! Nur wer sich von seinem Platz entfernt, muss eine Mund-Nasen-Bedeckung aufsetzen. Das ergibt Sinn, denn genau dann, wenn ich in der Regel am wenigsten rede und somit auch keine Aerosole verteile, muss ich meine Maske aufsetzen. Auf dem Weg zum Scheißhaus.
Warum findet gerade in Großraumbüros die Regelung der Pandemie keine Anwendung? Hat Corona etwa eine geheime Absprache mit der Wirtschaft getroffen, dass Angestellte sich am Arbeitsplatz nicht anstecken können? Wie sonst könnten Politiker die Ausnahmen für die Arbeitswelt rechtfertigen, wenn zur Pandemiebekämpfung doch alle - außer Berufstätige - eine Kontaktbeschränkung in Kauf nehmen und daheim bleiben müssen.